ERNA FRANK

MALERIN, ZEICHNERIN, BILDHAUERIN


© Foto Erna Frank

 

Erna Frank wurde am 4. April 1942 in Wien als Erna Schafranek geboren. Sie wuchs im 15. Wiener Gemeinde-bezirk auf. Ihr Vater starb, als sie vier Jahre alt war. Ihre Mutter musste sich im Wien der Nachkriegszeit als alleinerziehende Mutter von zwei Töchtern durchbringen. 

Frank setzte sich früh mit Kunst auseinander und bewarb sich mit 16 Jahren (1958) an der Akademie für An-gewandte Kunst (heute: Universität für Angewandte Kunst). Sie besuchte die folgenden drei Jahre die Vor-bereitungsklasse von Prof. Carl Unger und drei weitere Jahre die Meisterklasse für Malerei von Prof. Eduard Bäumer. Im vierten Jahr war sie wieder bei Carl Unger, der Leiter der Meisterklasse geworden war.

Im Jahr 1965 erwarb sie mit 23 Jahren ihr Diplom und erhielt gleichzeitig den Preis der Akademie. Nach dem Diplom entstand eine Serie von Gobelins, die Frank entwarf und webte. Sie wurden vom Kulturamt der Stadt Wien und vom Unterrichtsministerium angekauft (s. Abb. in: Erna Frank, Satiren zur herrschenden Moral, 2007, S. 161).

Nach einer Schaffenskrise, hervorgerufen durch ihre Erfahrungen an der Akademie, entstanden erste Zeichnungen mit gesellschaftskritischen Inhalten. Wichtige künstlerische und theoretische Impulse kamen von Otto Dix, Georges Grosz und dem Existenzialismus. Die für Frank später charakteristischen „Dicken“ in ihren Zeichnungen tauchen auf.

1970 entstanden 7 Mosaik-Hauszeichen im Auftrag der Gemeinde Wien für die Großfeldsiedlung (Bauteil 6a), 1972 weitere sechs für den Gemeindebau in der Ziegelhofstrasse (Bauteil II) im 22. Bezirk. Thema: Landschaft und Industrie. Sie entwarf die Mosaike und legte sie auch selber in der traditionsreichen, auf Kunstver-glasungen, Glasmalerei und Mosaike spezialisierten Firma Ignaz Dürr, die sie an die Häuser montierte.

Ab 1970 entstand eine erste Serie von Ölbildern mit sozialkritischen Themen. Die Bilder tragen Titel wie Schweinsmetamorphose, Kleinfaschist im Kinderwagen, Mitteleuropäische Made, Die Kleinfamilie, Auf der Toilette, etc. 

In diesen Bildern variiert Frank Grundtypen, die den „idealtypischen Kleinbürger“, im Konkreten den Vorstadt-wiener und die Vorstadtwienerin, darstellen. Prägend dafür waren ihre visuellen Eindrücke während der Kindheit im ärmlichen 15. Wiener Gemeindebezirk. Sie unternahm damals „den Versuch, die psychischen Strukturen des Zivilisationsmenschen darzustellen“. In Malerei, Bildhauerei und Graphik (Zeichnung), in allen Ausdrucksformen ging es ihr um „eine Analyse kollektiver Komplexe“, die sie mit Begriffen wie Entfremdung, Ausbeutung, Ein-samkeit und zwischenmenschliche Beziehungen umreißt. Sie wollte also immer schon „durch eine kritische Reflexion zur gegenwärtigen Zuständlichkeit kommen, meist mit Humor und karikaturistischer Situationskomik“. 

Künstlerisch verfolgte Erna Frank einen eigenständigen Weg, der sich in die damalige Wiener Kunstszene nicht einordnen lässt. In der Zeit des Wiener Aktionismus, der Gruppe um die Galerie nächst St. Stephan und den Zeitgenossen, die sich vielfach an der Abstraktion orientierten, war es für Frank nicht einfach, künstlerisch zu überleben und von den Galerien angenommen zu werden.

1972 erhielt Erna Frank die Möglichkeit, eine erste größere Präsentation ihrer Arbeiten im Wiener „Amerika-Haus“, einem damals wichtigen Zentrum des Kulturaustausches mit Bibliothek, Schallplattensammlung und Veranstaltungen, auszurichten. Drei Jahre später, 1975, stellte sie ihre Arbeiten unter dem Titel Menschliches – Allzumenschliches in der Wiener Secession aus.

In den folgenden Jahren konnte sie auch aufgrund von Förderungen öffentlicher Institutionen ihren künstle-rischen Weg fortsetzen und erhielt mehrfach Aufträge der Gemeinde Wien für Mosaike, die nach ihren Ent-würfen an öffentl. Gebäuden angebracht wurden. Dazu zählen die zwei 1977 entstandenen Mosaike mit abstrakt-ornamentaler Flächenteilung (1,50 x 1,10 m) für den Anton-Matourek-Hof, Wien 15, Rustengasse 9-11.

Im selben Jahr erhielt sie auch das österreichische Staatsstipendium für bildende Kunst, das ihr erstmals die finanzielle Möglichkeit bot, eine Bronzeplastik zu gießen. Aus der daran anschließenden intensiven Beschäftigung mit Bildhauerei folgte eine Serie von Plastiken, die Titel tragen wie Die Wienerin oder Sub-standard, Der Biertrinker, Der alternde Mensch und seine Sehnsüchte, Die Sexualität

1980 erhielt sie den Theodor-Körner-Preis und 1981 ein Arbeitsstipendium des Kulturamtes der Stadt Wien. Ebenfalls 1981 wurde sie beauftragt, ein Mosaik (2,85 x 2,84 m) für das Kurbad Oberlaa (1100 Wien, Kurbadgasse 10) zu entwerfen, das sie wieder als abstrakt-ornamentale Flächenteilung anlegte. Im Jahr 1984 folgen weitere acht Mosaik-Hauszeichen für die städtische Wohnhausanlage Steinitz-Hof im 13. Wiener Gemeindebezirk, Hietzinger-Kai 7-9.

Um 1980 entstand auch eine umfangreiche Serie von Buntstiftzeichnungen mit dem Titel Bilderbuch für Erwachsene.

1985 wurde ihr der Würdigungspreis der Stadt Wien für Malerei verliehen.

Im Jahr 1987 gestaltete sie die Sitzbucht aus handgeformten keramischen Platten im Sommerbad Simmering in der Florian-Hedorfer-Straße im 11. Bezirk.

1993 beendete Frank aus gesundheitlichen Gründen ihre bildhauerische Tätigkeit. Durch das Heben beim Ziselieren ihrer schweren Plastiken kam es zu einem Bandscheibenvorfall, Wirbelvorfall und Gleitwirbel mit Lähmungserscheinungen im Bein sowie chronischer Ischialgie. Sie war damit jahrelang Schmerzpatientin. Durch die Einnahme starker Medikamente wurde ihre Kraft künstlerisch zu arbeiten erheblich beeinträchtigt.

Nach 34 Versicherungsjahren (1995) erhielt sie eine Erwerbsunfähigkeitspension (Mindestrente mit Ausgleichszulage), danach eine Ehrenpension, die ihr der Gemeinderatsausschuss für Kultur zuerkannte. 

Seit 1999 setzte sie sich (wieder) intensiv mit der Zeichnung auseinander und es entstanden Graphik-Serien satirischen Inhalts, etwa die Serie Einsam. Zweisam, die die zwischenmenschlichen Beziehungen thematisiert.